Igloo
Nachdem lange nicht klar war ob wir überhaupt genügend Spieler für dieses Turnier zusammen bekommen (und wenn ja, wieviele?). Reisten wir schließlich sogar zu sechst an, wir hatten also sogar einen Wechselspieler mit und mussten nicht Savage spielen.
Die Anreise gestaltete sich durchaus angenehm. Wir waren mit einer Art Sammeltaxi unterwegs. Der Fahrer holte uns an beliebigen Punkten in Wien ab und brachte uns zu jedem beliebigen Punkt in Breslau. Die ersten von uns wurden kurz nach 16 Uhr abgeholt, bis wir alle anderen eingesammelt und die Stadt verlassen hatten dauerte es dann aber doch noch eine Weile. Im Auto richtete sich Pat sein Büro ein (siehe Foto) und fing, kurz vor der tschechischen Grenze, an sich um ein Hostel für die Nacht zu bemühen. Nach einigen Versuchen vermeldete er schließlich, dass wir nicht unter der Brücke schlafen mussten. Mit ein wenig Bier und unmengen an Snacks im Magen, erreichten wir mit einer Zwei-Stop-Strategie, Breslau gegen 22 Uhr. Der Fahrer brachte uns zu unserem Hostel und dann zurück ins Stadtzentrum.
Dort begann unser Wochenende kulinarischer Abenteuer unter Pats Leitung. Mit dem Anspruch uns etwas typisch polnisches aufzutischen, machte sich Pat auf die Suche nach einem passenden Lokal. Im Stadtzentrum gab es einen Adventsmarkt mit selten geschmacklosem Lichterschmuck. Unser Versuch dieses Spektakel in einem Selfie einzufangen misslang leider kläglich (siehe Foto).
Genauso auffällig und ähnlich nervig waren die unzähligen Keiler(innen), die uns in eine grenzenlos scheinende Anzahl an Stripclubs locken wollten. Aber zurück zum Essen. Nach einigen Versuchen (alle innerhalb weniger Minuten und Meter), fanden wir dann endlich ein Lokal, das unseren (sinkenden) Ansprüchen entsprach. Es gab Bier, Pirogi, Baguettes mit Champignons und Käse und Beef Tartare mit rohem Ei und Zwiebeln. Das sehr günstige, zugegebener Maßen aber auch sehr wässrige Bier konnte nicht ganz davon ablenken, dass wir mit unserer Bestellung das gesamte Lokal leergegessen hatten. Unsere nächste Bestellung war somit eine Runde Vodka. Danach folgte dann noch ein kurzer Ausflug in eine örtliche Brauerei, wo wir uns durch die diversesten Biersorten kosteten. Gegen 3 Uhr kamen wir dann endlich ins Bett.
Der nächste Tage startete bereits um 6:30 Uhr, da wir unser erstes Spiel schon um 8:00 Uhr hatten. Zwischen dem Aufstehen und dem ersten Spiel lagen noch das Frühstück im Hostel und der Fußmarsch (ca. 2,5km) zur Halle. Nach geringfügigen Navigationsproblemen waren wir um 7:55 Uhr, spielbereit in der Halle. Das Turnier fand in einer Traglufthalle auf einem full-size Kunstrasen-Fußballfeld statt, auf dem fünf Felder aufgebaut waren.
Nun zum sportlichen Teil:
9:14 – Red Eagles (Berlin)
Unser erstes Spiel hatten wir gegen die Red Eagles aus Berlin. In einem taktisch guten Spiel konnten wir zwar am Anfang noch mithalten, in der Mitte des Spiels zeigte sich aber, dass wir noch nicht ganz eingespielt und aufgewärmt waren. Einige individuelle Fehler unsererseits und schöne Punkte ihreseits brachten uns einen 3-4 Punkte Rückstand ein. Danach konnten wir uns wieder fangen und den Rrückstand zwischendurch auch wieder ein wenig verkürzen, im Endeffekt mussten wir uns dann aber doch recht deutlich geschlagen geben. Alles in allem war es aber ein gelungener Start in das Turnier. Die Hallentemperatur von geschätzt 14 Grad machte uns auch eines sehr schnell klar, nur zu sechst zu sein sollte an diesem Wochenende kein Nachteil werden.
14:6 – Wratislava (Wroclaw)
Im zweiten Spiel trafen wir auf die Heimmannschaft. Diese trat mit einem relativ jungen und unerfahrenen Mixed-Team an. Um Mismatches zu vermeiden spielten sie fast die ganze Zeit über eine Zone, was uns sehr gelegen kam. Für Dusko war es eine gute Übung in Sachen Geduld und der Rest von uns konnte ein paar Kräfte für die nächsten Spiele aufsparen. Zwischendurch erspielten sich die Gastgeber zwar den einen oder anderen schönen Punkt, bei dem ihr Potenzial aufblitzte, insgesamt konnten sie uns aber nie gefährlich werden.
11:13 – Perun
Unser drittes Spiel sollte das mit Abstand beste und spannendste an diesem Turniertag werden. Wir trafen auf das polnische Team Perun (die späteren 3. Platzierten). In einem intensiv geführten aber überaus fairen Spiel konnten sowohl wir, als auch unsere Gegner so einige schöne Punkte herausspielen. Nach einem 4-Punkte-Rückstand kurz vor Schluss, konnten wir noch einmal herankommen, vergaben aber schlussendlich unsere Chance auf eine Entscheidung im Universe-Point. Gute Leistungen in unserer Defense aber auch gegen ihre Man- und Zonen-Defense machten eindeutig Lust auf mehr.
4:18 – Girls Stay Home
In unserem letzten Poolspiel trafen wir dann auf die amtierenden polnischen Open-Meister und späteren Turniersieger, Girls Stay Home. Was für ein Name. Spielerisch gab es gegen GSH nichts zu holen, wir hätten uns aber durchaus teurer verkaufen können. Wir wollten ihnen teilweise zeigen, dass wir auch die unmöglichen Dinge werfen können, konnten wir aber nicht 😉
Bereits um 14:10 Uhr waren wir mit unseren Spielen an diesem Tag fertig und machten uns auf die Stadt zu erkunden. Der erste Stop war die Jahrhunderthalle, eine Ikone des Stahlbetonbaus, für die wir mit Pat unseren ganz persönlichen Experten dabei hatten.
Nach einem ausführlichen Vortrag über die Besonderheiten des Gebäudes, einem Besuch im dazugehörigen Museum und einer Erkundungstour durch die Halle, machten wir uns wieder auf die Suche nach Essen. Es war bereits dunkel und nach längerer Beratung konnten wir uns darauf einigen im Foodcourt eines nahegelegenen Einkaufszentrums nach Essen zu suchen. Nachdem die Bäuche vollgeschlagen waren ging es zurück ins Hostel, wo wir das Gepäck abholten und in unser Hostel für die zweite Nacht fuhren (zwei Nächte im selben Hostel sind anscheinend nicht so leicht zu bekommen, wenn man erst auf der Hinfahrt Zimmer reserviert). Von dort ging es dann in einen Aquapark, wo Pat für uns einen unüblichen Tarif aushandelte. Statt 1h für 18 Zloty oder 3h für 36 Zloty, verschaffte er uns einen Super-Sonder-Spezial-Studentenrabbat. Dafür mussten wir unsere Studentenausweise herzeigen. Wir hatten aber nicht alle gültige Studentenausweise mit, Pat verkaufte der Dame an der Kasse aber auch ein Visum (Dusko), einen abgelaufenen Ausweis (Gerhard) und ein selbst ausgedrucktes verknittertes Semesterticket (Sam), als legitimen Studiennachweis. Am Ende zahlte jeder von uns 10 Zloty für 2h!!!
Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir mit rutschen. Zwei beinahe Gehirnerschütterungen (Pat, Sam) und eine Komplettabschaltung der Rutschen (Andi, “Du musst am Ende der Rutsche den gelben Knopf drücken” – Pat) später, machten wir uns wieder auf die Suche nach Essen, bevor wir noch kurz auf die Party schauen wollten (unser erstes Spiel am nächsten Tag war wieder um 8:00 Uhr :(). Als wir den Aquapark verließen war es bereits 21 Uhr. Zurück im Stadtzentrum begann dann unsere Odyssee. Die Suche nach einem Restaurant, dass alle Anforderungen auf Pats Liste erfüllte (polnisch, gut, offen), stellte sich als verblüffend schwer heraus. Von uns akzeptierte Alternativen (Italiener, Asiaten, Griechen,…) wurden abgetan. Als wir schließlich etwas zu essen orderten war es bereits kurz nach 23 Uhr …und wir saßen bei einem Italiener. In der Küche, einer kleinen Wandnische, ließen sich unsere Bestellungen anscheinend nicht gerade effizient produzieren, was sich in einer unendlich langen Wartezeit bemerkbar machte. Kurz bevor (oder nachdem) wir alle einschliefen, gab es dann aber doch noch etwas zu essen. Das Preis-Leistungsverhältnis war dabei unglaublich gut. Die Portionen aber kaum zu schaffen. Duskos Essen muss hierbei besonder hervorgehoben werden. Mein Polnisch ist zwar nicht sehr gut, aber ich bin mir sicher, dass sich der Name seines Speck-Burgerbaguettes mit Herzinfarkt Deluxe übersetzen lässt. Gute drei Zentimeter Speck befanden sich hier zwischen den beiden Teilen des Baguettes. Kurz nach 1:00 Uhr schafften wir es dann auch noch zur Party, die Motivation war mittlerweile aber endenwollend. Nach einem MadDog (Vodka mit Himbeersirup und Tabasco) und einem Bier verließen wir die Party dann bald wieder um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
Nach einer kurzen Nacht quälten wir uns am nächsten Tag wieder in die Halle (dieses Mal mit dem Taxi, das Hostel lag doch schon beträchtlich weit weg von der Halle). Das Taxi mit dem wir fuhren hatte, wie auch schon am Vorabend nur Platz für fünf Fahrgäste und auch den Fahrer kannten wir schon. Er brachte uns auch schon zum Hostel, zum Aquapark und von der Party wieder zum Hostel. Seine Arbeitszeiten möchte ich auch nicht haben…
Zurück zum sportlichen Teil.
Das erste Spiel des Tages, in dem es um die Entscheidung ging ob wir um die Plätze 9-12 oder 13-16 spielen würden, startete unerwartet. Unsere Gegner, Discovered, tauchten nämlich einfach nicht auf. Auch nach einer Viertelstunde gab es noch keine Spur von ihnen. Wir gewannen unser erstes Spiel also mit 30:0 (Point-Cap) und hatten uns zwei Spiele Pause “erspielt”. Unglücklich über den verlorenen Schlaf machten sich Pat, Dusko, Gerhard und Andi auf den Weg um mit Kaffee und Kuchen einen besseren Start in den Tag zu finden. Jakob entschied sich, wenig überraschend, für mehr Schlaf. Wir ließen unsere Sachen als Aufpasser zurück.
Pat führte uns zu einer der besten Bäckereien der Stadt (20 min zu Fuß entfernt). Unglücklicherweise wusste diese nichts von ihrem Glück und entschied erst um 11 Uhr zu öffnen. So kamen wir nach einem ausgedehnten Spaziergang wieder zurück in die Halle und wärmten wieder auf.
6:14 – Drehst’n Deckel
Im nächsten Kreuzspiel trafen wir auf Drehst’n Deckel. Eingespielt und deutlich sicherer machten sie uns das Leben schwer. Dazu streuten wir noch so einige individuelle Fehler ein. Schlussendlich mussten wir uns mit einer doch sehr klaren Niederlage und dem Spiel um Platz 11 zufrieden geben.
13:11 – Grandmaster Flash
Im Platzierungsspiel trafen wir auf die männliche Hälfte des Mixed-Europameisters. Diese bestand an diesem Tag aus einer Mischung aus erfahrenen und unerfahrenen Spielern, wodurch wir ganz gut mitspielen konnten. Mit starken Leistungen, individuell und als Team, schafften wir es uns einen 4-Punkte Vorsprung zu erarbeiten. Gegen Ende hin wurde es aber nochmal knapp. Einige Ungenauigkeiten, Missverständnisse und individuelle Fehler ermöglichten es Grandmaster Flash noch auf 12:11 heranzukommen. Mit der Offense im Entscheidungspunkt ließen wir uns den Sieg aber nicht mehr nehmen und sicherten uns nach einer geduldigen und sauberen Offense den 11. Platz.
Der Spirit unserer Gegner war über das ganze Wochenende hinweg sehr hoch und so kam es für uns umso überraschender, als es dann “Lok Stoli” hieß, als der Spiritsieg verkündet wurde.
Nach dem sportlichen Abschluss fehlte jetzt nur noch der kulinarische. Dieser verlief genau so wie auch schon das restliche Wochenende, mit dem Unterschied, dass wir diesmal eine Deadline, nämlich das Sammeltaxi, hatten. Nachdem das Taxi, welches uns ins Stadtzentrum bringen sollte, am Weg zu uns und dann nochmal am Weg ins Zentrum ewig im Stau steckte, reichte die Zeit nur noch für überhastete Toasts im Einkaufszentrum (das Leben in Polen scheint sich zu großen Teilen in Einkaufszentren abzuspielen…, siehe Foto in der Warteschlange am Herrenklo).
Danach ging es für Andi, Gerhard und Jakob zurück nach Wien, wo sie so gegen 2 Uhr abgeladen wurden.
Zum Abschluss dieses ewig langen Turnierberichts will ich mich nochmal ausdrücklich bei Pat für die Organisation diese großartigen Wochenendes bedanken. Sportlich und auch abseits der Traglufthalle machte dieses Wochenende wieder Lust auf mehr. Das Igloo hat großes Potenzial sich zu einem Fixpunkt im Stoli-Turnierkalender zu entwickeln. Im nächsten Jahr sind wir sicher wieder dabei, immerhin haben wir ja einen Titel zu verteidigen.
LG, Andi
Hard Facts
Wrocław, Polen | |
05.12.2015 bis 06.12.2015 | |
11. | |
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